Projekt
Bereits im Stiftsbrief hat Rudolf IV. den Nutzen der Universität, wie es zu auch zu erwarten ist, thematisiert: „mit disem briefe recht und redlich für uns und alle unsere nachkommen [...] zu besunderer wirdikait und erhoehung des egenannten unsers landes ze Oesterreich und unsrer stat ze Wienne [...] ain hohe, gemaine, wirdige und gefreyte schuole [...]“
„Ob augmentum rei publice et ob specialem prerogativam et dignitatem ducatus Austrie et ville nostre Wiennensi [...] concessione et indulto [...] domini Urbani quinti [...] summi pontificis [...] dotavimus et ereximus rite et legittime et de certa scientia dotamus et erigimus publicas et privilegiatas scolas et studium generale in dicta villa nostra ...“
Außenwirkung hat eine Institution dann, wenn die in ihr tätigen Personen das Tun nach außen sichtbar machen – den Sinn des Tuns vermitteln. In erster Linie geschieht dies durch ihre wissenschaftliche Tätigkeit und durch Lehre.
Die Bedeutung einer Institution wird in aller Regel daran gemessen, welcher Stellenwert ihr von außen – nicht selten in einem Ranking - eingeräumt wird. Je nach der Position im Ranking richtet sich (so meint man) die Akzeptanz und davon hängt in der Regel wiederum die den Fortbestand sichernde Finanzierung ab. Die Bedeutung und damit die Akzeptanz einer Universität hängen aber nun glücklicherweise nicht allein von diesen Aspekten ab, sondern sie wird in der Regel auch von der wissenschaftlichen Ausstrahlung der Lehrenden bestimmt.
Bereits die Errichtung der Universität hat mit deren Außenwirkung zu tun. Verwaltungsstrukturen schaffen die Bedingungen, die das Bestehen sichern. Das Verwaltungsschriftgut als der Niederschlag der Verwaltung, spiegelt diese inneren Strukturen, gibt aber auch Auskunft über die Interaktionen zwischen Universität und Kirche, Universität und Hof, Universität und Stadt, sowie zwischen der Universität Wien und anderen Universitäten. Schließlich bildet dies alles den Platz der Universität in der Gesellschaft ab.
Universitätsgeschichtsschreibung hat sich über viele Generationen hinweg auf die Geschichte von – prominenten - Lehrenden und dabei sehr oft zusätzlich auf die Inhaber von Spitzenfunktionen konzentriert. Zum 650 Jahr-Jubiläum werden die, zweifellos jeweils für sich bedeutenden Arbeiten, als Basis genützt – und hier der Blick aus dem Jahr 2015, in der einen oder anderen Nuance modifizierter bzw. pointierter, auf diese ersten 150 Jahre gelenkt. Die Geschichte der Universität soll hier als eine Geschichte ihrer Außenwirkung, ihrer Handlungsspielräume dargestellt werden, wobei verschiedene Ebenen zu berücksichtigen sind.
Vorrangig wichtige Quellen, die für dieses Themenfeld relevante Fakten und Daten bieten, sind zunächst die Urkunden und das Verwaltungsschriftgut der Universität. Die Stiftungsurkunde, und alle Urkunden, die diese Stiftung in ihrem Fortbestand sichern, bestätigen die Tatsache, dass eine Universität, auch die Universität Wien, nicht für sich allein bestehen kann, sondern immer darauf angewiesen ist, sich im Umfeld als Auctoritas/Autorität zu etablieren und im selben Ausmaß, auch ihren Bestand zu sichern.
Wesentlichen Aufschluss über Wirken und Außenwirkung der lehrenden und ihrer Schüler erhalten wir aus ihrem Schrifttum. Unter diesem Aspekt wird das Schrifttum der Professoren daraufhin analysiert, wie sie vor allem auch dann, als Werke gedruckt werden, nicht nur Texte ihrer Vorgänger an der jeweilige Universiät zum Druck befördern und dabei in den Vorbemerkungen einerseits die Universität als Ort des Wirkens, die Personen in ihrer Bedeutung für den Gegenstand würdigen.
Die Universität hat nicht allein aufgrund dessen, dass Herzog Rudolf IV. so bald nach der Stiftung verstarb, sondern wie jede neue Institution zunächst verschiedene Überlebenskämpfe zu führen. Die Sorge um den nötigen Handlungsraum – Räumlichkeiten für den Unterricht, etc., stand, wie die Rektorats-Akten belegen, ebenso im Vordergrund, wie die Absicherung und Sorge um die Akzeptanz der rechtlichen „Raumforderung“ gegenüber dem Bischof von Passau, gegenüber Fürst und Stadt. Die junge Universität versucht Akzeptanz ihres Agierens der Institution seitens der verschiedenen geistlichen und weltlichen Obrigkeiten zu erreichen und zu bewahren.
Die Datenbank, die im Rahmen des Projektes erstellt wird, hat nun die Aufgabe, aus den Quellen und Literatur die Namen, sowie die biographischen Daten der Akteure zu erheben und miteinander zu verknüpfen.
Dadurch können Personen durch die Nachverfolgung ihrer weiteren Karrieren uns immer deutlicher als Repräsentanten der Universität vor Augen treten.
Absolventen sind an den Orten ihres Wirkens Repräsentanten der Universität, da sie dort das an ihr erworbene Wissen und die für die Umsetzung erlernten Kompetenzen im Sinne des Stiftsbriefes einsetzen und für die Gesellschaft nutzbar machen.
Aber nicht allein die Ausbildung macht Universität aus; Universität ist der Grundidee nach der Raum, in dem durch das Gespräch zwischen Lehrenden und Lernenden Gedanken aus bereits Gedachtem skizziert und durch die Diskussion weitergeführt werden. Nur daraus kann Neues entstehen.
Die parallel dazu entstehende Publikation wird diese vielschichtige Vernetzung, sowie die aus dem Studium und vor allem Graduierung resultierenden Karrieren während des ersten Jahrhunderts des Bestehens der Universität Wien sichtbar machen.
Projekt und Datenbank
Als Quellen-Basis für die Erforschung der Lebenswege und Karrieren der Lehrenden und Lernenden an der Universität Wien, die dort im ersten Jahrhundert ihres Bestehens studiert und gelehrt haben, dienen die bereits edierten Materialien, vor allem Universitätsmatrikeln und die Fakultätsakten der Artisten, andererseits aber auch die bisher nicht publizierten oder kaum ausgeschöpften Quellen, wie etwa die Acta Rectoratus, oder die Matrikel der nationes academicae. Darüber hinaus wird zusätzliches Quellenmaterial außerhalb der Universität, vor allem Urkunden aus verschiedenen Wiener und anderen österreichischen Archiven, einbezogen, sowie die publizierten päpstlichen Schreiben (Repertorium Germanicum).
Die auf diese Weise gesammelten prosopographischen Daten der Wiener Studenten und Lehrer werden in dieser Datenbank erfasst.
Präsentation
FWF-Projekt: P 24784-G15
Laufzeit: 2012-2015
Verlängerung bis 2017